NEUER SÄCHSISCHER KUNSTVEREIN
Die Jahre von 2016 bis dato
Frank Wallburger (Vorstandsvorsitzender) „… auf zu neuen Ufern!“
Besonders erfreulich und erwähnenswert aus dem Jahr 2015 ist noch die Übernahme der Schirmherrschaft der Staatsministerin für Kunst und Kultur des Freistaates Sachsen, Dr. Eva Maria Stange, über die Ausstellung „Haltungen. Positionen zeitgenössischer Fotografie aus Sachsen“. Die Arbeiten von 15 Fotografen konnten sowohl im Niederschlesischen Zentrum für zeitgenössische Fotografie „Domek Romanski“ in Wroclaw/Polen, Kielce/Polen und zu Beginn des Jahres 2017 im Bürgerfoyer des Sächsischen Landtages mit Beteiligung des finnischen Fotografen Henry Grahn Hermunen gezeigt werden.
Eine Nachlassausstellung würdigte 2016 den Künstler Rainer Zille. Die SACHSEN_ART Preis-Einzelausstellung der in Leipzig lebenden Japanerin Mako Mizobuchi und eine intermediale Ausstellung von Meisterschülern unter der Leitung von Tina Bara (Professorin für Fotografie und Bewegtbild an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig) folgten. Die Zusammenarbeit mit den sächsischen Kunsthochschulen soll mit ähnlichen Ausstellungsprojekten in den kommenden Jahren fortgesetzt werden.
Im Sommer 2016 wurden unter dem Titel „innen wie außen“ Arbeiten von neun Künstlern aus den Bereichen Malerei, Zeichnung, Collage, Objekte, Skulptur und Fotografie gezeigt. So unterschiedlich wie die Techniken, so vielfältig sind die Interpretationen des Themas. Und das machte die Ausstellung spannend. Das Jahr 2016 endete mit einer Werkschau aus dem vereinseigenen Kunstbestand unter dem Titel „Bestandsaufnahme. Teil 1“.
Im Herbst 2015 lernte ich die langjährige Geschäftsstellenleiterin des Neuen Sächsischen Kunstvereins und Galeristin Frau Karin Weber im Rahmen einer Kunstausstellung kennen. Ich kannte den Verein bis dahin lediglich vom Hörensagen und erinnerte mich an die Kunstinstallation des Großposters „Zwei Kerzen“ von Gerhard Richter in den 90-er Jahren auf der Brühlschen Terrasse, an welcher ich damals den Vereinsnamen auf einer Informationstafel gelesen zu haben glaubte. Ein halbes Jahr später wurde ich auf der Mitgliederversammlung zum Vorstandsvorsitzenden gewählt.
Das internationale Mail Art Projekt „art x mail“ von Petra Lorenz, Volker Lenkheit und Frank Voigt eröffnete die Ausstellungsserie des Jahres 2017 im KUNSTRAUM am Schützenplatz. Unter der Leitung des neu gewählten Vorstands begannen die internen Arbeiten am Konzept einer strategischen Neuausrichtung des Vereins. Passend und zeitgleich fand dazu die Ausstellung „Neuer Sächsischer Kunstverein e.V. Eine Kulturgeschichte in Sachsen zwischen Tradition und Moderne. Eine Dokumentation mit Ausblick.“ statt. Die zweimonatige Sonderschau dokumentierte die abwechslungsreiche Geschichte des „alten“ und Neuen Sächsischen Kunstvereins mit Fotografien, Textblättern zum Mitnehmen, einer Plakatwand, Katalogen, Einladungskarten, der Chronik, den Editionen, Mitgliedsbeiträgen Kunst und Filmen von Ausstellungseröffnungen. Der Vorsitzende des Vereins begründete das Projekt wie folgt: „Für uns war es wichtig, sich noch einmal intensiv mit unserer Geschichte zu befassen. Wo kommen wir her? Auf welche Fundamente können wir die Zukunft bauen? Wo liegt unser gefestigter und erprobter Kern beim Vermitteln von künstlerischen Werten und Zielen? Erreichten wir mit den eingesetzten Mitteln unsere Zeit und vor allem junge Zielgruppen? Was macht uns unverwechselbar?
Es waren sehr schwierige und schmerzvolle Monate der Konzeptarbeit für das sich Neuerfinden. Alles kam auf den Prüfstand. Wir gaben uns ein neues mediales Outfit, ein neues Credo und ordneten unsere internen Prozesse um. Wir begannen an zukünftigen künstlerischen Projekten zu feilen, die einerseits Visionen und andererseits dem Jetzt und Hier Rechnung tragen. Wir testeten aus, liefen in manche Sackgasse, kehrten um und fanden neue begehbare Wege und motivierte Mitstreiter für unser Team.
Der Neue Sächsische Kunstverein wurde zum ersten Mal in seiner Geschichte Ko-Produzent für einen Langfilm mit dem Titel „50 UHR – das DU im ICH“. Die dreistündige Filmdokumentation begleitete Matthias Kornetzky (1957–2019), der eine zentrale Figur bei der Besetzung und Auflösung der Hauptverwaltung des Ministeriums der Staatssicherheit der DDR in Berlin und Bezirksverwaltung in Dresden – bipolar gestört, manisch-depressiv war. In Kooperation mit dem Erzählraum e.V. fand die Erzählkarawane statt. An bekannten und bedeutsamen Orten der Stadt begegneten sich Erzählerinnen und Erzähler mit ihren Geschichten und Bildende Künstler mit ihren Werken bzw. ihrem künstlerischen Schaffen entlang eines gemeinsamen Themas. Für die Besucher entstand so eine fast schon vergessene Erlebniswelt zwischen Fantasie und Wirklichkeit. Wir schlenderten mit der Erzählkarawane die Elbe entlang zwischen Blaues Wunder und Japanisches Palais und waren zu Gast im Botanischen Garten.
Als der Kunst- und Kulturbetrieb in der Zeit der Corona-Pandemie zum Erliegen kam, startete der Neue Sächsische Kunstverein sein hybrides Jahresprogramm „Emergency Break“. „Wir hatten ein Format entworfen, dass das Wachstumsparadigma globalisierender Märkte bei schwindenden natürlichen Ressourcen unserer Erde künstlerisch interpretiert. Skizziert wurde das Versuchsfeld: Worst Case, Stunde 0, eine Bestandsaufnahme als reale Alternative oder Schimäre vor dem Gau, mit Fragezeichen. Bis Ende Juni 2020 beteiligten sich rund 130 sächsische Künstlerinnen und Künstler aus den Sparten Malerei, Grafik, Plastik, Installation, Videografie und Lyrik am Open Call des Neuen Sächsischen Kunstvereins e.V. und reichten ihre Werke zum Thema ein. Eine Jury lobte die zehn Preisträger aus.“, unterstreicht Dirk Großer, 2. Vorsitzender, die Bedeutung des Projektes. Die gleichnamige Jubiläumsausstellung zum 30. Vereinsgeburtstag auf der Albrechtsburg in Meißen liefert eine Momentaufnahme, eine transparente Sicht auf das Wirken des Neuen Sächsischen Kunstvereins e.V. im Rahmen seiner neuen strategischen Ausrichtung.
Unter der beratenden Mitwirkung von Elke Hopfe, Professorin an der Hochschule für Bildende Künste Dresden, Kunstpreisträgerin (2010) der Landeshauptstadt Dresden beschäftigte sich die Ausstellung „DRAW TO LIVE | Handzeichnung in der Kunst der Gegenwart“ mit der Zeichnung als bevorzugtes Ausdrucksmittel in der Kunst. Abstrakt, figurativ, lyrisch oder konzeptuell wurde der Frage nachgegangen: Welche Qualitäten macht die Zeichnung sichtbar?
Rückblickend scheint es so, als hätten wir uns beiderseitig gesucht und gefunden. Unser erstes Kennenlerntreffen endete im Herbst 2020 mit einer Umarmung. Wir entdeckten recht schnell unsere gleichen Visionen und Missionen, uns verbindet die Liebe zu Kunst und Kultur, Teamarbeit und das Gemeinwohlstreben. Zwischen Jörg Polenz, Chef des beliebten Festivals Palais Sommer und mir erwuchs seit dem eine geschäftliche und private Freundschaft. Die im Januar 2021 begründete strategische Partnerschaft zwischen der KFA Kultur für alle gGmbH und dem Neuen Sächsischen Kunstverein e.V. hatte beide Parteien in ihrem Wirken neue Impulse und Handlungsspielräume eröffnet. Seit 2023 treten wir unter den Dachmarken COMUNEO – PALAIS SOMMER – FAMA mit Veranstaltungen und Projekten gemeinsam auf.
Vom 12. Juli bis 11. August 2023 fand das eintrittsfreie Festival für Kunst, Kultur und Bildung zum ersten Mal unter den neuen Dachmarken „Comuneo - Palais Sommer - Fama“ auf dem Dresdner Neumarkt an der Frauenkirche statt. Veranstalter waren die KFA Kultur für alle gGmbH (Palais Sommer) und der Neue Sächsische Kunstverein e.V. Die FAMA, bis dahin Logo des Kunstvereins, steht jetzt als Dachmarke für die Bildende Kunst beim Festival und darüber hinaus. Der Kunstverein zeichnete sich für die Planung, Organisation und Durchführung aller Fama-Programme (darunter einige Premieren) verantwortlich. Dazu zählten:
„FAMA Skulptura“ mit Präsentation von großformatigen Skulpturen/Plastiken von sächsischen Bildhauerinnen und Bildhauern, „FAMA Piktura“ als kuratierte Ausstellung von künstlerischen Positionen der Malerei von Dresdner und internationalen Künstlerinnen und Künstlern, „FAMA Pleinair“ mit den Themen Frauenkirche, Portrait-, Akt- und Kindermalerei, „FAMA Workshops“ zum Thema Portraitmalerei, „FAMA Friendshipday“ mit einer künstlerisch-literarischen Begegnung Dresden-Coventry, „FAMA Award“ (Premiere): Lebenswerk, Pleinair Jury-Preis (gestiftet vom Neuen Sächsischen Kunstverein e.V.) und Pleinair Motiv Frauenkirche (gestiftet von Hilton Dresden), „FAMA Obscura“ (Premiere) als Licht- und Klanginstallation, „FAMA Tombola“ (Premiere) mit künstlerischen Positionen als Hauptgewinne. Neu im Programm waren vier Livepaintings auf Großformaten begleitend zu Konzerten, die vom Publikum begeistert aufgenommen wurden.
Insgesamt wurden 50 Bildende Künstlerinnen und Künstler mit 240 Werken eingeladen. Beim FAMA Pleinair entstanden weitere rund 100 Werke in der Zeit des Festivals. Höhepunkt war zweifelsohne die Ehrung der beiden Bildhauer Helmut Heinze (Dresden) und George Wagestaffe (Coventry) mit dem erstmals vergebenen FAMA Award Lebenswerk. Beide Künstler wurden vor der Ausstellungswand mit zwei Plastiken begleitend mit einer Informationstafel vorgestellt. Zur offiziellen Ehrung, die am 5. August stattfand, hielt die Kunsthistorikerin Ingrid Koch die Laudatio. Grußworte hielten Bürgermeisterin Eva Beate Jähnigen in Vertretung des Oberbürgermeisters, die Geschäftsführerin der Stiftung Frauenkirche Maria Noth sowie Vorstandsmitglied des Neuen Sächsischen Kunstvereins, Reinhard Pontius. Beide Künstler erhielten eine 38cm hohe Fama-Bronzeplastik, die vom Künstler Olaf Klepzig im Auftrag des Neuen Sächsischen Kunstvereins neu geschaffen und von der Kunstgießerei Bildguss Gebr. Ihle gegossen wurde sowie eine goldgerahmte Ehrenurkunde. Im Gespräch mit beiden Künstlern im Anschluss an die Preisverleihung teilten beide mit, dass sie ihre Plastiken der Frauenkirche schenken.