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NEUER SÄCHSISCHER KUNSTVEREIN

Die Jahre von 2008 bis 2017

Karin Weber (Geschäftsstellenleiterin) blickt zurück

Mit einer Ausstellung unter dem Titel „Memorabilia. Sächsische Künstler in Rom“, kuratiert von Lydia Hempel (Sächsischer Künstlerbund e.V.), verabschiedete sich der Neue Sächsische Kunstverein e.V. 2009 von dem Ort seines nahezu zehnjährigen Wirkens. Der Mietvertrag mit der Bundesbank wurde zu den bisherigen Konditionen nicht verlängert. Durch Vermittlung des Vorsitzenden Dr. Jürgen Uwe Ohlau gelang der Umzug nach Hellerau, in einem Seitenflügel des Festspielhauses mit zwei Büros und einem Depot.

Eine Kooperationsvereinbarung mit dem Europäischen Zentrum der Künste garantierte uns, jährlich im Festspielhaus drei Ausstellungen auszurichten. Drei weitere Ausstellungen sollten bis 2014 auf Beschluss des Vorstandes in der Galerie Mitte stattfinden. Die „Raumergreifung“ in Hellerau erfolgte mit einem großartigen Projekt „Einen Ort herstellen“, kuratiert von der in Sachsen lebenden bulgarischen Kunstwissenschaftlerin Ilina Koralova und gefördert von der Kulturstiftung des Bundes. Die Kuratorin bezog das „Erbe“ der Sowjetarmee sowie die malerischen Spuren von Nancy Spero im Festspielhaus Hellerau in ihre Ausstellungskonzeption mit ein: Vereinigung von Künstlern aus Ost und West mit dem Ziel, sich sowohl mit dem Ort an sich als auch mit den Menschen in den postsozialistischen Ländern nach der Öffnung des Eisernen Vorhangs sowie mit der Abwägung von Gewinn und Verlust sensibel auseinanderzusetzen. Die Ausstellung stellte mehr Fragen als sie Antworten zu geben bereit war und forderte somit die zahlreichen Besucher zu eigenen Positionen heraus.
Der international bekannte polnische Künstler Stanislaw Drozdz, bedeutender Vertreter der konkreten Poesie, konnte mit seinem Werk erstmals in Deutschland gezeigt werden und das in Korrespondenz zu ausgewählten Arbeiten des sächsischen konkreten Künstlers Karl-Heinz Adler.
2014 folgte dann eine Fotografieausstellung mit inszenierten schwarz-weiß Fotografien von Mariusz Kubielas zum Werk von Bruno Schulz und 2015 eine Werkausstellung des polnischen Fotografen Jan Bortkiewicz NISARAT. Künstler kuratierten Ausstellungen wie 2011 Gudrun Brückel „Triebkräfte. Linie und Bewegung“ und 2012 Petra Kasten „DOPE MIOS. 100 Jahre Festspielhaus Hellerau“. Eine Ausstellung zeitgenössischer Kunst aus St. Petersburg konnte ebenso gezeigt werden. Im Gegenzug waren Positionen sächsischer Gegenwartskunst in St. Petersburg zur Internationalen Biennale zeitgenössischer Kunst „DIALOG 2012“ erlebbar. In Dresden wurde letztgenannte Werkpräsentation mit Unterstützung der Volks- und Raiffeisenbanken in der Villa Eschebach vorgestellt.
Die schon eingeführten musikalischen ERSTBEGEGUNGEN fanden im Januar 2010 im Festspielhaus Hellerau mit der BabySommerFrenchConnection ihre Fortsetzung. Ab 2014 erwies sich für diese Reihe unter Leitung von Günter Baby Sommer die ALTANA-Galerie der TU Dresden als ebenso guter Aufführungsort und Kooperationspartner.
Mit dem Benefizkonzert am 28.03.2010 unter dem Titel „Adam Ries trifft Silbermann“ in Kooperation mit dem größten sächsischen Kulturraum Erzgebirge-Mittelsachsen endete die jahrelange Zusammenarbeit mit der Sächsischen Staatsoper Dresden.
Die Beschäftigung mit zeitgenössischer Literatur erfolgte themenbezogen 2010 und 2011 mit dem MitteleuropaZentrum der TU Dresden Literatur der Wende/ Literatur der Fremde. Seit 2012 findet eine Lese-Gesprächsreihe zu gesellschaftlich brisanten Themen in Zusammenarbeit mit dem Buchhaus Loschwitz, engagiert und sachkundig moderiert von der Inhaberin Susanne Dagen, statt.

Der Neue Sächsische Kunstverein war auch beteiligt an der großen Ausstellung 2013 in der ALTANA-Galerie der TU Dresden KUNST.OBJEKT.MENSCH, in der u.a. eine Auswahl von Arbeiten der SACHSEN_ART Preisträger gezeigt wurde, wie auch an der Ausstellung KUNSTRAUM ERZEGEBIRGE-
MITTELSACHSEN, die 2014 auf Schloss Augustusburg und 2015 in reduzierter Form in der Galerie des Neuen Sächsischen Kunstvereins e.V. in Dresden zu sehen war. In einer Gesprächsrunde mit der Staatsministerin für Wissenschaft und Kunst Dr. Eva Maria Stange wurde über die Zukunft der sächsischen Kulturraumpolitik diskutiert. Dass sich der Neue Sächsische Kunstverein e.V. als ein besonderer Ort der Kunstvermittlung prädestiniert hat, liegt u.a. auch an einer weitsichtigen Kooperationsbereitschaft, ländlichen Kulturräumen als Plattform für Werkschauen zu dienen (z.B. 2012/ 2013 Kontraste-Synthesen. Kunstraum Vogtland-Zwickau).

Immer offensichtlicher wurde das Bedürfnis der Mitglieder, sich über die Gegenwartskunst auszutauschen. Seit 2012 finden jährlich im Rahmen der Schule des Sehens Atelier-, Museums- und Ausstellungsbesuche mit fachwissenschaftlichen Führungen und Tageskunstreisen statt.
Der SACHSEN_ART Preis für junge Kunst des Neuen Sächsischen Kunstvereins (Wanderpokal, Einzelausstellung, 3.000 Euro Preisgeld) wurde 2009 an Oxana Jad (Fotografie) und 2010 an Hjördis Baacke (Malerei) vergeben. 2012 (Anna Leonhardt) und 2015 (Wiebke Herrmann) konnte der Preis durch die Freigabe des Preisgeldes aus dem Fond für öffentliche Zwecke vergeben werden. 2016 erhielt Mako Mizobuchi (Fotografie) den SACHSEN_ART Preis unseres Vereins.

Bereits 2009 wurde gemeinschaftlich mit dem Künstlerbund Dresden eine Expertise zum Dresdner Kraftwerk Mitte in Auftrag gegeben, diesen Ort zu einem Kunst- und Kulturzentrum auszubauen. Drei Jahre später, im Dezember 2012, wurde die Theaterspielstätte Kraftwerk Mitte für das tjg.theater und die Staatsoperette Dresden feierlich eröffnet.
2013 beschloss die Mitgliederversammlung den Standort Hellerau aufzugeben und sich wieder zentrumsnah anzusiedeln. Die Kooperationsvereinbarung mit dem Europäischen Zentrum der Künste in Hellerau wurde zum Ende des Jahres 2013 gekündigt. Im März 2014 erfolgte der Büro-Umzug in das Umweltzentrum auf der Schützengasse. Ab September 2014 stand dann der KUNSTRAUM am Schützenplatz für unsere Vereinsveranstaltungen zur Verfügung.

Durch die erste Werkpräsentation am 8. November 2014 „Blaue Strömung. Das Geistige in der Kunst heute“ mit Proklamation eines künstlerischen Manifestes wurde ein neues Ausstellungskapitel eingeläutet. Der Neue Sächsische Kunstverein e.V. gab somit Künstlern eine Stimme, die zur Diskussion über den Stellenwert von Kunst, von Leitbildern und Visionen in unserer materialistisch ausgerichteten Gegenwart anregen. Es ist kein Zufall, dass sich Andreas Bromba (Berlin), Michael Evers (Kassel), Raimer Jochims (Maintal/Hochstadt) bei Frankfurt/M.), Meta Keppler (Dresden) und Martin Weyers (Ludwigshafen am Rhein) dazu entschieden, ihr künstlerisches Manifest mit einer Ausstellung unter dem Titel „Blaue Strömung in Elbflorenz“ zu proklamieren; Dresden war sowohl der Wirkungsort des Romantikers Caspar David Friedrich im 19. Jahrhundert als auch der „Brücke“-Künstler zu Beginn des 20. Jahrhunderts. An deren Ideen wie auch an die von Wassily Kandynski in seinem Essay „Das Geistige in der Kunst“ 1912 formulierten Gedanken knüpften nun die fünf Künstler an und transformierten jene in die Gegenwart. Das Projekt fand 2015 in Berlin Fortsetzung, wo auf die Initialzündung des Neuen Sächsischen Kunstvereins verwiesen wurde.

2014 schloss sich der Neue Sächsische Kunstverein dem Netzwerk Kultur in Dresden an, einer gemeinschaftlichen Initiative aller institutionell geförderten Einrichtungen der Stadt Dresden, die sich dafür einsetzen, dass Kultur fair finanziert wird.
Am 21. Juni 2015 feierte unser Verein sein 25jähriges Bestehen innerhalb der Mitgliederausstellung „HEIMAT. Eine Hommage an Dresden und Sachsen“ mit einer Festrede und einem Konzert mit Günter Baby Sommer, um dann mit der Band BUCKIJIT im nahe gelegenen verwilderten Garten in ausgelassener Atmosphäre bei Tanz, Essen und Trinken die Jubiläumsfeier ausklingen zu lassen.

In Weiterführung unserer Arbeit initiierte Jan Heinke in einer neuen Musikreihe Perspektiven+Horizonte mit der Band MAASA im Kulturhaus Loschwitz ein erstes Konzert.

Besonders erfreulich und erwähnenswert aus dem Jahr 2015 ist noch die Übernahme der Schirmherrschaft der Staatsministerin für Kunst und Kultur des Freistaates Sachsen, Dr. Eva Maria Stange, über die Ausstellung „Haltungen. Positionen zeitgenössischer Fotografie aus Sachsen“. Die Arbeiten von 15 Fotografen konnten sowohl im Niederschlesischen Zentrum für zeitgenössische Fotografie „Domek Romanski“ in Wroclaw/Polen, Kielce/Polen und zu Beginn des Jahres 2017 im Bürgerfoyer des Sächsischen Landtages mit Beteiligung des finnischen Fotografen Henry Grahn Hermunen gezeigt werden.
Eine Nachlassausstellung würdigte 2016 den Künstler Rainer Zille. Die SACHSEN_ART Preis-Einzelausstellung der in Leipzig lebenden Japanerin Mako Mizobuchi und eine intermediale Ausstellung von Meisterschülern unter der Leitung von Tina Bara (Professorin für Fotografie und Bewegtbild an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig folgten. Die Zusammenarbeit mit den sächsischen Kunsthochschulen wird mit ähnlichen Ausstellungsprojekten in den kommenden Jahren fortgesetzt. Das Jahr 2016 endete mit einer Werkschau aus dem vereinseigenen Kunstbestand unter dem Titel „Bestandsaufnahme. Teil 1“.

 

 

Quelle: 
Broschüre | Neuer Sächsischer Kunstverein – eine Kulturgeschichte 1990-2015 
Herausgeber | Neuer Sächsischer Kunstverein e.V. | 2015