NEUER SÄCHSISCHER KUNSTVEREIN
Die Jahre von 2008 bis 2017
Karin Weber (Geschäftsstellenleiterin) blickt zurück
Eine Kooperationsvereinbarung mit dem Europäischen Zentrum der Künste garantierte uns, jährlich im Festspielhaus drei Ausstellungen auszurichten. Drei weitere Ausstellungen sollten bis 2014 auf Beschluss des Vorstandes in der Galerie Mitte stattfinden. Die „Raumergreifung“ in Hellerau erfolgte mit einem großartigen Projekt „Einen Ort herstellen“, kuratiert von der in Sachsen lebenden bulgarischen Kunstwissenschaftlerin Ilina Koralova und gefördert von der Kulturstiftung des Bundes. Die Kuratorin bezog das „Erbe“ der Sowjetarmee sowie die malerischen Spuren von Nancy Spero im Festspielhaus Hellerau in ihre Ausstellungskonzeption mit ein: Vereinigung von Künstlern aus Ost und West mit dem Ziel, sich sowohl mit dem Ort an sich als auch mit den Menschen in den postsozialistischen Ländern nach der Öffnung des Eisernen Vorhangs sowie mit der Abwägung von Gewinn und Verlust sensibel auseinanderzusetzen. Die Ausstellung stellte mehr Fragen als sie Antworten zu geben bereit war und forderte somit die zahlreichen Besucher zu eigenen Positionen heraus.
Die schon eingeführten musikalischen ERSTBEGEGUNGEN fanden im Januar 2010 im Festspielhaus Hellerau mit der BabySommerFrenchConnection ihre Fortsetzung. Ab 2014 erwies sich für diese Reihe unter Leitung von Günter Baby Sommer die ALTANA-Galerie der TU Dresden als ebenso guter Aufführungsort und Kooperationspartner.
Der Neue Sächsische Kunstverein war auch beteiligt an der großen Ausstellung 2013 in der ALTANA-Galerie der TU Dresden KUNST.OBJEKT.MENSCH, in der u.a. eine Auswahl von Arbeiten der SACHSEN_ART Preisträger gezeigt wurde, wie auch an der Ausstellung KUNSTRAUM ERZEGEBIRGE-
MITTELSACHSEN, die 2014 auf Schloss Augustusburg und 2015 in reduzierter Form in der Galerie des Neuen Sächsischen Kunstvereins e.V. in Dresden zu sehen war. In einer Gesprächsrunde mit der Staatsministerin für Wissenschaft und Kunst Dr. Eva Maria Stange wurde über die Zukunft der sächsischen Kulturraumpolitik diskutiert. Dass sich der Neue Sächsische Kunstverein e.V. als ein besonderer Ort der Kunstvermittlung prädestiniert hat, liegt u.a. auch an einer weitsichtigen Kooperationsbereitschaft, ländlichen Kulturräumen als Plattform für Werkschauen zu dienen (z.B. 2012/ 2013 Kontraste-Synthesen. Kunstraum Vogtland-Zwickau).
Immer offensichtlicher wurde das Bedürfnis der Mitglieder, sich über die Gegenwartskunst auszutauschen. Seit 2012 finden jährlich im Rahmen der Schule des Sehens Atelier-, Museums- und Ausstellungsbesuche mit fachwissenschaftlichen Führungen und Tageskunstreisen statt.
Bereits 2009 wurde gemeinschaftlich mit dem Künstlerbund Dresden eine Expertise zum Dresdner Kraftwerk Mitte in Auftrag gegeben, diesen Ort zu einem Kunst- und Kulturzentrum auszubauen. Drei Jahre später, im Dezember 2012, wurde die Theaterspielstätte Kraftwerk Mitte für das tjg.theater und die Staatsoperette Dresden feierlich eröffnet.
Durch die erste Werkpräsentation am 8. November 2014 „Blaue Strömung. Das Geistige in der Kunst heute“ mit Proklamation eines künstlerischen Manifestes wurde ein neues Ausstellungskapitel eingeläutet. Der Neue Sächsische Kunstverein e.V. gab somit Künstlern eine Stimme, die zur Diskussion über den Stellenwert von Kunst, von Leitbildern und Visionen in unserer materialistisch ausgerichteten Gegenwart anregen. Es ist kein Zufall, dass sich Andreas Bromba (Berlin), Michael Evers (Kassel), Raimer Jochims (Maintal/Hochstadt) bei Frankfurt/M.), Meta Keppler (Dresden) und Martin Weyers (Ludwigshafen am Rhein) dazu entschieden, ihr künstlerisches Manifest mit einer Ausstellung unter dem Titel „Blaue Strömung in Elbflorenz“ zu proklamieren; Dresden war sowohl der Wirkungsort des Romantikers Caspar David Friedrich im 19. Jahrhundert als auch der „Brücke“-Künstler zu Beginn des 20. Jahrhunderts. An deren Ideen wie auch an die von Wassily Kandynski in seinem Essay „Das Geistige in der Kunst“ 1912 formulierten Gedanken knüpften nun die fünf Künstler an und transformierten jene in die Gegenwart. Das Projekt fand 2015 in Berlin Fortsetzung, wo auf die Initialzündung des Neuen Sächsischen Kunstvereins verwiesen wurde.
2014 schloss sich der Neue Sächsische Kunstverein dem Netzwerk Kultur in Dresden an, einer gemeinschaftlichen Initiative aller institutionell geförderten Einrichtungen der Stadt Dresden, die sich dafür einsetzen, dass Kultur fair finanziert wird.
In Weiterführung unserer Arbeit initiierte Jan Heinke in einer neuen Musikreihe Perspektiven+Horizonte mit der Band MAASA im Kulturhaus Loschwitz ein erstes Konzert.
Besonders erfreulich und erwähnenswert aus dem Jahr 2015 ist noch die Übernahme der Schirmherrschaft der Staatsministerin für Kunst und Kultur des Freistaates Sachsen, Dr. Eva Maria Stange, über die Ausstellung „Haltungen. Positionen zeitgenössischer Fotografie aus Sachsen“. Die Arbeiten von 15 Fotografen konnten sowohl im Niederschlesischen Zentrum für zeitgenössische Fotografie „Domek Romanski“ in Wroclaw/Polen, Kielce/Polen und zu Beginn des Jahres 2017 im Bürgerfoyer des Sächsischen Landtages mit Beteiligung des finnischen Fotografen Henry Grahn Hermunen gezeigt werden.
Eine Nachlassausstellung würdigte 2016 den Künstler Rainer Zille. Die SACHSEN_ART Preis-Einzelausstellung der in Leipzig lebenden Japanerin Mako Mizobuchi und eine intermediale Ausstellung von Meisterschülern unter der Leitung von Tina Bara (Professorin für Fotografie und Bewegtbild an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig folgten. Die Zusammenarbeit mit den sächsischen Kunsthochschulen wird mit ähnlichen Ausstellungsprojekten in den kommenden Jahren fortgesetzt. Das Jahr 2016 endete mit einer Werkschau aus dem vereinseigenen Kunstbestand unter dem Titel „Bestandsaufnahme. Teil 1“.
Quelle:
Broschüre | Neuer Sächsischer Kunstverein – eine Kulturgeschichte 1990-2015
Herausgeber | Neuer Sächsischer Kunstverein e.V. | 2015